
ALBRECHT DÜRER (1471 – 1528) // „Landschaft mit Kanone“ (1518)
Eisenradierung; Büttenpapier (rohweiß); Höhe-Blatt: 22,3 cm; Breite-Blatt: 32,3 cm; Höhe-Platte: 22,1 cm; Breite-Platte: 32,3 cm;
Zurzeit: Albertina Wien
Die großformatige Eisenradierung ist vor allem eine eindrucksvolle Landschaftsdarstellung. Im Vordergrund bildet Dürer eine kuriose Szene ab, die eine Begegnung zwischen Orient und Okzident darstellt.
Die Artillerie hatte seit der ersten großen Nutzung in den Hussitenkriegen (1419-1436) und durch Sultan Muhammad II vor Konstantinopel 1453 v.a. an Beweglichkeit der Feldgeschütze und durch die Herstellung von geschmiedeten glatten Eisenrohren variablen Geschossen gewonnen. Mit so genannten Kartätschen also Büchsen, die mit Kugeln, gehacktem Blei, Eisen, Nägeln u. Ä. gefüllt waren, konnten mit einem einzigen Schuss mehr als 20 Mann getötet werden. Das gezeigte Modell war um 1518 schon veraltet und könnte aus dem Nürnberger Zeughaus stammen, um die Wehrhaftigkeit zum Ausdruck zu bringen. Im Vordergrund begegnen sich osteuropäische Honoratioren mit Kopfbedeckungen, die an osmanische oder ungarische Herkunft gemahnen und das Geschoss offensichtlich beurteilen. Eher nachdenklich ist hier der Hinweis auf mögliche Kriege der friedlichen Landschaft entgegengestellt.