WALTER KRATNER // „Celan“ (1916)
Schreibmaschine, Schriftrolle, Alu-Leiter, 3 Bajonette (ca. 250 x 130 x 100 cm)
Zu sehen: 1. bis 22. August, GerberHaus, Fehring, Österreich
„… wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng (…) lässt schaufeln ein Grab in der Erde (…) wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng …“
Diese Zeilen bilden ein unendlich geflochtenes Papierband, das Walter Kratner auf einer alten Schreibmaschine schrieb und überschrieb. Ein unendliches Band an Gräbern – in den Lüften und in der Erde, in der Erde und in den Lüften … Erde und Himmel finden sich verbunden durch eine Möbius-Schleife des Todes … „dein goldenes / Haar Margarete / Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den / Lüften da liegt man nicht eng / “.
(…) die Spuren der Geschichte verlöschen, sie werden seltener, sie werden zitiert und zu einer perversen Art „Disney World“, medial aufbereitet und verfälscht, de- und rekontextualisiert, schließlich bis zum Verlust jeder Aussage „relativiert“ oder gar völlig geleugnet.
(…) Diesen Effekt des „Löschens“ der eigentlichen Information durch Zuviel an Information zeigt der Künstler anhand der beidseitigen und jeweils zweifachen Überschreibung der mühsam mit einer alten Schreibmaschine getippten Zeilen aus Celans Todesfuge, die sich scheinbar unendlich wiederholen. Manche der Buchstabentypen „durchlöchern“ im wahrsten Sinne des Wortes bereits Geschriebenes, andere tilgen die Worte durch zu viel Farbauftrag … würde man weiterschreiben, bliebe nichts als zerfetztes, druckerschwarzes Papier ohne jegliche erkennbare Information. (Zit.: Erwin Fiala, Medienwissenschaftler)
Zu sehen im Rahmen der Ausstellung >> „Hochsommer 2020 – Die steirische Breite III„
Teilnehmende Künstler_innen: Siegfried Amtmann, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gerald Brettschuh, Günter Brus, Wolfgang Buchner, Franz Cserni, Manfred Erjautz, Fredo Ertl, Josef Fink, Hannes Fladerer, Herbert Flois, Richard Frankenberger, Sonja Gangl, Hans Gigerl, Peter Gerwin Hoffmann, Hans Jandl, Franz Janz, Josef Kern, Michael Kienzer, Alfred Klinkan, Lena Knilli, Renate Kordon, Walter Köstenbauer, Walter Kratner, Alois Krenn, Othmar Krenn, Richard Kriesche, Erwin Lackner, Andreas Leikauf, Heinz Günter Leitner, Erika Lojen, Petra Maitz, Stefan Maitz, Heribert Michl, Franz Mocnik-Yang, Alois Mosbacher, Gerhardt Moswitzer, Alois Neuhold, Fritz Panzer, Erwin Posarnig, Hannes Priesch, Willy Rast, Arnold Reinisch, Werner Reiterer, Alfred Resch-Diaz, Kurt Ryslavy, Luis Sammer, Robert Schaberl, Irmgard Schaumberger, Werner Schimpl, Jörg Schlick, Hubert Schmalix, Martin Schnur, Peter Sengl, Hartmut Skerbisch, Herbert Soltys, Thomas Stimm, Ingeborg Strobl, Josef Taucher, Edith Temmel, Wolfgang Temmel, Edgar Tezak, Gustav Troger, Eva Ursprung, Matta Wagnest, Wolfgang Wiedner, Franz Wieser, Bruno Wildbach, Markus Wilfling, Erwin Wurm
Die Ausstellung ist eine Kooperation der Stadtgemeinde Fehring und des Vereins Kultur GerberHaus mit Gerhard Sommer (Galerie Kunst & Handel Graz).
Einführung: Roman Grabner, Leiter des Bruseum am Universalmuseum Joanneum am Dienstag, 11. August 2020 // 19:30
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