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#42

LYNN HERSHMAN (*1941)  // “CybeRoberta” (1970 – 1998)

Aus “Dollie Clone Series” // Telematische Puppe, Spiegel, Webcam, Software

Foto: Yerba Buena Center, San Francisco

Bei „CybeRoberta“ erfolgt die Filmaufnahme und -übertragung durch eine einzige Kamera im Auge der Puppe. Durch einen Klick auf der Webseite lässt sich der Kopf der Puppe um 180° drehen, sodass sich ihr Sichtfeld verändert. Mit dem Interaktionsangebot im Internet und der Betrachtung im Museum bietet die Künstlerin den Besucher_innen die Möglichkeit, zwei verschiedene Perspektiven in einem Überwachungssystem einzunehmen: Wer den Blick der Puppe lenkt, wird zur VoyeurIn, wer davorsteht, zum beobachteten Gegenstand. Neben Fragen der Überwachung thematisieren die Puppen auch die Identitätsproblematik im Zeitalter von Klonen und medialen Stellvertretern im Internet.

„CybeRoberta“ trägt die gleichen Kleider wie die Figur „Roberta Breitmore“ (1973 – 1979) und kann daher nicht nur als Klon von der Zwillimgs-Puppe „Tillie“, sondern auch als Doppelgängerin von Hershmans Kunstfigur betrachtet werden.

Lynn Hershman Leeson (geboren 1941 in Cleveland, Ohio, USA) gehört international zu den wichtigsten und bahnbrechendsten MedienkünstlerInnen. In den letzten fünfzig Jahren hat sie wegweisende Werke in den Bereichen Fotografie, Video, Film, Performance, künstlicher Intelligenz, Biokunst, Installation und interaktiver sowie netzbasierter Medienkunst geschaffen.

Sie hat sich lange und konsequent mit Themen auseinander gesetzt, die heute als Schlüssel für die Conditio Humana der spätmodernen Gesellschaft verstanden werden: So etwa die Beziehung zwischen Mensch und Technologie, Identität und Geschlecht, Überwachung und Kontrolle oder der Einsatz von Algorithmen als Mittel zur Bekämpfung von Zensur, Rassismus und politischer Repression. Ihre wohl bislang bekannteste Werkreihe ist „ Roberta Breitmore“ (1973 – 1978), eine fiktive wie reale Kunstfigur, verkörpert zunächst von ihr selbst und – teilweise simultan – von weiteren Darstellerinnen. Zuletzt rückt auch wissenschaftliche Forschung und Entwicklung auf den Feldern der Genetik, der regenerativen Medizin oder der Bio- und Umwelttechnologien in den Fokus ihres künstlerischen Schaffens, die ihre künstlerische Arbeit in Zeiten von Viruspandemien nochmals an Bedeutung gewinnen lässt. (Zit.: ZKM Karlsruhe)

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