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#46

MARLENE DUMAS (*1953, Kapstadt) // “Copy of a Model (Naomi Campbell)”, 1996
Lavierte Tuschpinselzeichnung auf festem Velin (25,1 x 20,2 cm)

Die Bildserie „Models“ ist in Form eines Gitters angeordnet und zeigt 100 weibliche Gesichter, als wären sie sorgfältig aufgelegte Köpfe in einer Leichenhalle. Jedes „Modell“ ist auf leeren Oberflächen positioniert und behält nur ein Minimum an individuellen Merkmalen bei. Es starrt nach vorne oder wird in ein Profil oder in eine Dreiviertel-Pose gedreht. Die Gesichter variieren von hellhäutig bis dunkel und erzeugen das Erscheinungsbild von körperlosen Figuren.  

Wer sind diese sogenannten „Modelle“? Marlene Dumas dazu: „Es gibt Bilder von Wahnsinnigen, Bilder von Models, Bilder von meinen Freunden…“ In ihrer Beschreibung, wie in ihrem Gemälden, behandelt Dumas sie gleich: Das eine „Model“ ist nicht mehr vom anderen zu unterscheiden.

Die Arbeit der südafrikanischen Künstlerin Marlene Dumas basiert auf einem Kontinuum zwischen Malerei und Fotografie. Einfach ausgedrückt, malt sie aus fotografischen Bildern. Oder wie sie selbst sagt: „Ich male keine Menschen, ich male Bilder.“

Dumas dekonstruiert die Porträts von Freunden und verwandelt das Bild einer Promi-Ikone, wie Naomi Campbell, in etwas Seltsames und Unkenntliches. Das Supermodel könnte irgendeine Frau sein, deren Geschichte, wie die von Millionen anderer Frauen vergessen oder ausgelöscht wurde. Und so blickt uns Campbell an: einsam, anonym, körperlich, – als Ikone des auslaufenden 20. Jahrhunderts.

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