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#55

Internationale Tage gegen Gewalt an Frauen 2020

ARTEMISIA GENTILESCHI (1593-1654) // “Self-Portrait as the Allegory of Painting (La Pittura)

Öl auf Leinwand (98.6 x 75.2 cm) // National Gallery London

1612 wurde Artemisia vergewaltigt. Der Vergewaltiger Tassi wurde wegen „Entjungferung“ und  Nichteinhaltung eines Eheversprechens angeklagt. Die vergewaltigte Frau wird zum zweiten Mal Opfer männlicher Gewalt. Artemisia musste gynäkologische Untersuchungen bezüglich ihrer nicht mehr vorhandenen Jungfräulichkeit über sich ergehen lassen – in Anwesenheit der Richter natürlich – und wurde noch zusätzlich gefoltert. Mit angelegten Daumenschrauben (ital. „le sibille“) schrie sie in einem Kreuzverhör dem anwesenden Tassi ins Gesicht: „Dies ist der Ring, den du mir gegeben hast, und das sind deine Versprechungen!‘

Im Oktober 1612, nach achtmonatiger Verhandlungsdauer, wurde der Prozess schließlich ohne nennenswertes Ergebnis niedergeschlagen. Tassi kam auf freien Fuß, seine Karriere als Maler ging bruchlos weiter.

Ganze dreihundert Jahre musste sie darauf warten, bis sie als Künstlerin anerkannt wurde. Erst 1916 widmete ihr der italienische Kunsthistoriker Roberto Longhi eine ausführliche Studie. Am Ende war er davon überzeugt, dass Artemisia Gentileschi „die einzige Frau Italiens war, die je gewusst hatte, was Malerei und Farben sind.“

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