JACOBO PONTORMO (1494 – 1557) // Zeichnung
Entwurf zum Hl. Hieronymus, 1527/28
Rötel und schwarzer Stift (Quadrierung in Rötel), 26,6×19,9 cm (Gallerie degli Uffizi)
Reuevolle und schmerzhafte Selbstbefragung: Die Embleme von Pontormos Unruhe. Das ausgeführte Gemälde zeigt die Figur in derselben Haltung, nur noch stärker gebeugt. (Zit.: Salvatore S. Nigro)
Selten ist der toskanische Manierismus mit seinen verdrehten Körperdarstellungen, überdimensionierten Körperteilen, seinen Regelverstößen und seinem Anti-Akademismus so prägnant dargestellt, wie durch die geschraubte Körperdrehung („la figura serpentata“) des Hieronymus.
Auf den modernen Betrachter wirken die Bilder des „Manierisnus“ eher zahm, – zur Entstehungszeit im 16. Jahrhundert waren die Maler um Pontormo und Bronzino „die jungen Wilden von Florenz“. Durch das Gewand der Mutter Gottes blitzt eine Brustwarze, das Jesuskind ist fast eine Karikatur, der heilige Hieronymus, sonst alt und bärtig, ist jung, kahl, athletisch und windet sich grotesk verdreht aus dem Bild.
Dass die Werke in einer Zeit heftigster Umbrüche entstanden sind, bleibt oft hinter der Hochglanzfassade der Kunstfertigkeit verborgen. Was die Auftraggeber angeht, waren die Maler auch nicht wählerisch: Als die Republik den Bach runterging und die Medici ihren Platz wieder einnahmen, porträtierten sie erst die einen und dann die anderen Herrscher. Von den „republikanischen Sympathien“ die Pontormo nachgesagt werden, ist (leider) nichts ausdrücklich überliefert.
Das Tafelbild „Der Heilige Hieronymus als Büßer“ entstand um 1528/29. Die spiralförmige Verdrehung des Körpers spielt eine wesentliche Rolle, der Heilige wirkt zugleich massig und schwebend. Die Darstellung entspricht nur bedingt der üblichen Ikonographie; so wird Hieronymus keineswegs als alter Mann gezeigt, der Löwe, dem er dem Mythos zufolge einen Dorn aus der Tatze gezogen hat, taucht nur am Rande auf. Dass das Gemälde unvollendet geblieben ist, erhöht seinen Reiz vielleicht sogar, da es durchaus interessant ist, sich selbst die vom Künstler geplanten Ebenen der Raumtiefe zusammenreimen zu müssen.
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