JACOBO PONTORMO // Detailstudie zur Überführung Christi („Deposizione / Kreuzabnahme“) für die Capponi-Kapelle in Santa Felicità, Florenz, um 1526. Die Abbildung zeigt einen der ersten Entwürfe für Christus
Rötel, 35,3 x 28 cm (Galleria degli Uffizi)
Das Altarbild ist für die Grabkapelle in in Santa Felicità bestimmt. Es befasst sich daher mit den schmerzlichen Themen des Todes und der Trennung. Pontormo schien zuerst an das Motiv der Beweinung zu Füßen des Kreuzes gedacht zu haben. Das Motiv blieb. Allerdings versetzte er die Szene ans Grab: Die Mutter hebt den Arm zum Lebewohl, nachdem ihr die Last des geliebten Sohnes von den Knien geglitten war.
Es handelt sich also nicht um eine Bestattung, sondern um die Überführung vom Grab in den Himmel. Dabei ist der weitgehende Verzicht auf eine Darstellung von Raum ein vorausweisendes Zeichen, das sich schon als erste Andeutung auf die zwischenmenschliche Entfremdung in der Moderne deuten lässt. Aus dieser Wahrnehmung schöpft Pointormo seine gewagte Künstler-Vision. Daraus entstand ein Meisterwerk, eine hellblau und rosa, gleichsam im freien Raum schwebende „Kreuzabnahme“.
Erst der Schulmeister Vasari krittelte Jahrzehnte später, man könne „kaum das Licht vom Halbschatten“ unterscheiden. Nur „Mitleid“ empfand er mit der „Einfalt dieses Mannes“, wenn Pontormo seine Kompositionen gelegentlich an Dürer-Drucken orientierte.
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