alfred hrdlicka

„Johann Gruber, Mauthausen, 7. April 1944“
pfingstART 2006 // Kulturkeller am Weizberg

Mit Dank für die großzügige Leihgabe an Dir. Diethart Arsenschek

Am 7. April 1944, einem Karfreitag, wurde der Priester Johann Gruber in einer Zelle des Konzentrationslagers Mauthausen vom Lagerkommandanten Seidler „persönlich“ zu Tode gebracht.

Der Priester Dr. Johann Gruber leitete das Blindeninstitut in Linz, war „Altösterreicher“ – („Nationalist“ würde man heute sagen), wurde 1938 vom Oberlehrer Josef Baumgartner in einem Brief an den Gauleiter denunziert, in die Strafanstalt Garsten gesperrt – aus dem Schematismus der Diözese Linz gestrichen – und 1940 als politischer Häftling nach Dachau überstellt, in die Strafanstalt Garsten gesperrt – aus dem Schematismus der Diözese Linz gestrichen – und 1940 als politischer Häftling nach Dachau überstellt.

Sein Leidensweg durch die Konzentrationslager hatte begonnen.

Alfred Hrdlickas Bild-Zyklus zeigt drastisch letzte qualvolle Stunden im Gestapo-Keller. Der Künstler folgt in den Darstellungen der Tortur den Aufzeichnungen eines überlebenden polnischen Augen- und Ohrenzeugen und man hört förmlich die Schreie des Opfers im Kratzen der Radiernadel auf der Kupferplatte, fühlt den emotionalen Zustand der Hast Hrdlickas dieses Thema einzugravieren und abzuschließen. Waren doch Johann Grubers Verhöre und Todesstunden geprägt von der Angst der Mithäftlinge in den Wohnbaracken, er könnte das verraten, das seit Frühjahr 44 ihr erklärtes Ziel war: durch Solidarisierung mit einer neu ins Lager verlegten SS-Kompanie einen bewaffneten Aufstand auszulösen.

Ein Blatt zeigt Johann Gruber als „Lehrer für zwei bis drei Kinder im KZ“. Eine illegale Schule als Milderung der Lebensumstände: bei Todesandrohung von der Lagerordnung untersagt.

Ich denke mir Roberto Begnini als Papa Gruber – so wurde er von Geistlichen und den republikanischen Spanienkämpfern gleichermaßen genannt. Dass sie nicht überleben würden, war ihnen in diesem „Klassenzimmer“ klar. – „La vita è bella“ für diesen einen kurzen Augenblick! 

Auch die SS Kompanie wurde liquidiert.

(Text: Walter Kratner, Kurator)

Zur Ausgabe:

JOHANN GRUBER. MAUTHAUSEN

14 Radierungen

Broschur, 29,5 x 21,5 cm, 40 S., alle 14 Radierungen abgebildet, zwei der Radierungen eingebunden. Der Text zeichnet den Lebens- und Leidensweg Grubers nach, dazu in Leinenmappe weitere 12 Radierungen, 27,5 x 20,5 cm, einzeln sign. u. num., Auflage 50 Exemplare

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