barbara jenner

„Grün von Gestern“
pfingstART 2015 // Kulturkeller am Weizberg
Barbara Jenner, „Grün von Gestern“ // Material: Druckplatten (Kupfer, diverse Bearbeitungen), 20 x 30 cm

(… ) Zur Schau  „Grün von Gestern“, der in Berlin lebenden österreichischen Künstlerin Barbara Jenner.

Die Absolventin der Akademie für Bildende Künste in Wien zeigt hier, an den Wänden des Tonnengewölbes, Druckplatten.  –  Von der Künstlerin überarbeitet und zu eigenständigen, autonomen Objekten transformiert.

In gewisser Weise erscheinen Barbara Jenners Druckstöcke eine Art „Gegenthese“ zu ihren Bildern.

Denn: die ausgediente Funktion als Druckstock hinterlässt das etwas melancholische Timbre der Vergangenheit, abgearbeitete Oberflächen, –  Spuren der Arbeitsprozesse, teilweise auch vom Hantieren beim Druck: Ritzungen, aufgerauhte Flächen, feine Linien, eingebrannte Aquatinta-Flächen; –  Farben, die sich in der Tiefe der Druckplatten festgefressen haben.

Eine verletzte Epidermis? – gebrochen durch manchmal nachtschattige, merkwürdige Farben.

Obwohl durchgeschunden von der Druckerpresse, hat sich die Oberfläche der Platten stellenweise den Glanz des Kupfers erhalten. Darin spiegeln sich Raum und Betrachter. Darin wiederum zartes, zerbrechliches Formen- und Farbengewirr.  (Die Bestie Mensch wohnt nebenan. Findet hier keinen Ort.)

Schönheit ist kein Tabu in diesem feingegliederten Mikro-Universum (kaum grösser als 20×30 cm), Flächen neu gemalt. Fläche nicht oberflächlich, sondern ein Über- und Nebeneinander von Formen und Farben.

Eine abstrakte Erzählung von Schönheit?

Gedacht waren die Platten vormals für den Tiefdruck, um Bilder auf Bütten-Papier entstehen zu lassen.

Statische Formen und Motive wie Pflanzen und Kakteen; bewegte Linien, vergleichbar den Lianen im Urwald; Strukturen wie Blätter, Moos, Blüten und Zweige  –  eine „Histoire Naturelle“ (so Barbara Jenner) findet sich in verschiedenen Ausführungen in die Platten geätzt und dann auf Papiere gedruckt. Zeitgenössisches „Stillleben“ oder doch „natura morta“? Eine entvölkerte Welt?

„Kaktus, Pferd und Zimmerpflanze“ nennt die Künstlerin kokett den entstandenen Bilderzyklus. –  „Grün von Gestern“ die hier ausgestellten Druckstöcke.

Grün von Gestern? _ Frage: Enthält das Grün von gestern schon das Verwelkte von heute? Und das Abgestorbene von morgen?

(Text: >> Walter Kratner, Kurator)

Barbara Jenner // pfingstART 2015

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