verena rotky

„Ich ist ein Anderer“
pfingstART 2018 // Kulturkeller am Weizberg
Verena Rotky, „Joh 9, 1-9,13-41“ (2018),Öl auf Leinwand, 120×160 cm

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„Ich ist ein Anderer!“ –  lautete Rimbauds berühmte Formel, mit der er seine Sehnsucht nach kompletter Entgrenzung unterstrich.

„Ich ist ein Anderer“ ist auch der Titel des Werkzyklus von Verena Rotky, den sie teilweise am rechten Gemäuer des Kellers sehen. Verena Rotky nimmt des öfteren die Landschaftsgemälde ihres Großonkels, Carl Rotky, und verwendet sie als Kulisse für alle die ichs, die sie dann in die Landschaften ihres Großonkels einpflanzt. Vor Jahren beginnend, mit einem grossformatigen Tafelbild, dass den österreichischen Kolumnisten Hermes Phettberg nackt abbildete.

Ein Großteil ihrer fotorealistischen Arbeiten zeichnen das Bild ihrer eigenen Geschichte nach, beispielsweise eben anhand der Verarbeitung der Werke ihres Großonkels  oder den Werken des japanischen Künstlers Kajikawa in Verbindung mit der Suche nach stark beseelten Menschen und Orten.

Verena Rotky selbst studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, Bühnengestaltung und Abschluss als Magistra. Arbeit an Theatern und im Ausstellungsbereich. Und:

„Ganz wichtig bei mir ist der Arbeitsablauf. Heute kann ich zwischen Malerei und Bühnenbild gar nicht mehr trennen. Ich arbeite immer mit Literatur, beschäftige mich gedanklich mit einem Thema.“

Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens bleibt immer der Mensch, der menschliche Körper als entblößte Form gefüllt mit Emotionen. Rotky zeigt den männlichen Körper meist vermischt mit weiblichen Formen und Rundungen, das Androgyne in uns, das gefangen ist in einem System, das nur die exakte Trennung von zwei Geschlechtern kennt. In ihren Bildern geht es um Ängste, um Zweifel, die man in unserer kapitalistischen Gesellschaft zu verstecken versucht.

Die Malerin möchte ihren Bildern sowohl farbige als auch stoffliche Lebendigkeit einhauchen. Acrylfarben und jetzt neu: Öl auf Leinwand, Schichten von Spachtelmasse machen die Leinwand greifbar. Zu leben beginnen die Werke durch das Zusammenspiel von intuitiver Schönheit und malerischer Perfektion.

„Durch die blauen Abende des Sommers werde ich gehen,

in den von Korn stechenden Wegen das zarte Gras zertreten.

Ich Träumer.“ (Arthur Rimbaud)

(Text: >> Walter Kratner, Kurator)

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>> Zum KUNST-gespräch mit Verena Rotky und Jörg Vogeltanz. Moderation: Walter Kratner

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