Ein Kunst-Buch von Johannes Rauchenberger

„Weizbergs Samt“ ist ein Kunstbuch der anderen Art. Es geht darin um Kirche und Kindheitserinnerung – um himmlische Gegenwelten aus Barock und Pathos, um zeitgenössische Kunst von Schwarz, Kratner bis Schmalix, um das >> zweite Beinkleid der Pietá am Weizberg und Frank Stronachs wundersame Metamorphose zum Kunstmäzen.
Johannes Rauchenberger, Kunsthistoriker und Leiter des Kulturzentrums bei den Minoriten in Graz, betrachtet Weiz durch das Fernrohr und beschreibt es mit der Lupe. In lebendiger und detailreicher Erzählweise verschmelzen minuziöse Alltagsbetrachtung und ironische Beschreibung zu einer poetischen Bildsprache. So umkreist der Autor auch das Lebenswerk von Hannes Schwarz und endet das Kapitel über den gleichnamigen Saal im Kunsthaus mit der dringlichen Frage: „Doch was wird man tun in diesem Saal? Welche Ansprachen werden geredet?“
Begleitet wird der Text von vorzüglichen Fotografien in geschmackvoller Aufmachung. Die Bildtafeln zeigen die Kunstwerke am Spirituellen Weg in Weiz aus einem ungewohnten, intimen Blickwinkel – fernab gängiger musealer oder religiöser Kategorien. Auf diese Weise gezeigt, erscheinen die neu restaurierten Deckenfresken der Wallfahrtskirche am Weizberg wie aus einem „News Room medialer High Performance“ und neben einem melancholischen Abgesang auf die Kultur des bildertrunkenen Barocks lenken die Fotografien die Aufmerksamkeit auf alte Brandmale im Holz der Kirchenbänke oder auf das oft übersehene Materialfeld aus Asche und Dornen unter dem „verkehrten“ Altartisch in der Taborkirche. Das Umschlagbild des Buches vom zersplitterten Glas des „Schwebebalkens“ symbolisiert wohl auch die Zerbrechlichkeit der heutigen Welt.
Nicht zuletzt dokumentiert das Buch im knappen Anhang fünf weitere Skulpturen im öffentlichen Raum. Damit wird endlich den Objekten von Josef Pillhofer und Werner Hofmeister jene Aufmerksamkeit zu teil, die sie sich (auch in Weiz) schon längst verdient hätten.