
CLARA PEETERS (ca. 1589 – 1640) // „Mesa“ („Tisch“), 1611
Öl auf Holz (52,0 x 73,0 cm)
Clara Peeters wirkte wohl zwischen 1607 und 1621 als Malerin von Stillleben in Antwerpen. Über das Leben von Clara Peeters ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass sie wahrscheinlich in den 1580er Jahren in Antwerpen geboren wurde und in den frühen 1600er Jahren dort ihre Ausbildung zur Malerin erhielt. Ihre Arbeit weist eine Eigenständigkeit auf, die sich im asymmetrischen Arrangement sowie der für diese Zeit eher untypischen Überlappung der Gegenstände zeigt. Die Forschung geht von einem kleinen Œuvre aus, das erstmals 1992 erforscht wurde.Weltweit sind heute bis zu 40 Werke bekannt. Neben Eichentafeln verwendete Peeters auch Kupfertafeln als Bildträger und arbeitete mit kostbaren Farben, bis hin zu Lapislazuli-Bau, was aufgrund seiner hohen Kosten die ökonomische Wertschätzung von Peeters Bildern während ihrer Entstehungszeit gedeutet werden kann.
Sicher ist auch, dass ihre Werke früh in bedeutende Sammlungen des spanischen Königshauses Eingang fanden. Wohlhabende Kaufleute und Händler übernahmen die Verhaltensweisen des Adels und legten Sammlungen an, um Geschmack, Interessen und Bildung zu präsentieren. In der Handelsmetropole Antwerpen mit ca. 100 000 Einwohnern brachte man seltenen, teuren und kostbaren Gegenständen große Wertschätzung entgegen. Venezianisches Glas, chinesisches Porzellan, silbernes und goldenes Tafelgeschirr faszinierten ebenso wie die vielfältigen Themen der exotischen und heimischen Kulinarik. Clara Peeters bediente sich für ihre Gemälde dieser Gegenstände, entsprach mit dem Realismus ihrer Kunst dem Zeitgeschmack und der Forderung nach einer unmittelbaren Abbildung des Gesehenen. Stets wählte sie für Ihre Kompositionen sorgfältige Arrangements der Elemente, stellte die Oberflächen minutiös nach der Natur dar und setzte dazu eine besondere Licht-Schatten-Regie ein. Manche der Gegenstände ihrer Stillleben verwendete sie häufiger, doch stets in verschiedenen Konstellationen, wodurch jede Komposition wie die Umsetzung eines neuen Konzeptes wirkte.
Die Künstlerin setzte nicht nur ihr Können, sondern auch viel Phantasie und Kreativität ein, um mit Details wie der Reflexion ihrer eigenen Person auf metallischen Oberflächen zu überraschen. Mittels einer gründlichen Analyse von Clara Peeters Gemälden wurden in sieben der Werke gespiegelte Selbstporträts entdeckt. Das eigene Antlitz als Reflexion in einer glänzenden Oberfläche wiederzugeben, war eine hohe und angesehene Kunst, die in den Niederlanden seit Jan van Eyck (1430er Jahre) gepflegt wurde. Zumeist war das Spiegelbild erst nach genauer Betrachtung zu erkennen. Clara Peeters verwendete zumeist konvex geformte Glas- oder Metalloberflächen, die sich gut eignen, um mit der Wahrnehmung zu spielen. Sie steigerte die Effekte, indem sie mehrere Reflexionen auf einem Gegenstand erscheinen ließ: Auf der Oberfläche einer geschwungenen Kanne findet sich vielfach das Bildnis einer Dame, vermutlich jenes der Künstlerin. Die von ihr phantasievoll platzierten Selbstporträts können durchaus als Beweise ihres Könnens und auch ihres Stolzes auf die eigenen Fähigkeiten interpretiert werden. Ob sie dadurch auf ihre Position als Malerin hinweisen wollte, ist aufgrund der schlechten Quellenlage schwer zu beweisen und muss daher Spekulation bleiben.
Wo Clara Peeters die kostbaren Gold- und Silbergegenstände, das Porzellan und die Messer für ihre Prunkstillleben studieren konnte, bleibt bislang ungeklärt. Die Genauigkeit der Schilderung der Details durch ihren Pinsel lässt jedoch vermuten, dass sie sich lange mit den Gegenständen auseinandergesetzt haben muss, zumal diese in mehreren Gemälden von verschieden Ansichten wiedergegeben werden. Ob die Elemente der Kompositionen noch zusätzlich Bedeutung hatten, ist nicht überliefert.
Einige Quellen des 17. Jahrhunderts geben jedoch darüber Aufschluss, dass zumeist die überzeugende Wiedergabe der Objekte durch den Künstler weitaus mehr im Vordergrund stand, als deren Sinngehalt. Das Interesse an realistischen Wiedergaben von Gegenständen, ihren Oberflächen und Texturen belebte die Malerei. Der Zugang zur Natur war verwissenschaftlicht worden, wobei Kunst und Naturstudium einander befruchteten. Die Kunst der Malerin Clara Peeters ermöglicht einen unvergleichbaren Blick auf die Vorlieben, die Geisteshaltung und die Ästhetik, gezeigt durch die Arrangements der Stillleben des beginnenden 17. Jahrhunderts.