
CINDY SHERMAN // “ShermanUntitled #414” (2003)
Chromogenic color print Edition 5/6 (147.3 x 99.7 cm)
Cindy Shermans Serie „Clowns“ zeigt nicht die weise-resignativen Spaßvögel aus dem Zirkus, sondern tückische Verführer Marke Hollywood.
Auf die Clowns sei sie gekommen, sagt Sherman, weil sie die vielschichtigen Abgründe eines aufgemalten Lächelns zeigen wollte. Die Abgründe scheinen amerikanischer Natur zu sein. Zweifellos sind sie zunächst very Sherman. Deshalb ist „Clowns“ ihre beste Serie seit langem, die viele ikonische Momente ihrer älteren Arbeiten in sich konzentriert, etwa die unbeholfen inszenierten Hände. Sie gehören, wie die Serie sehr schön zeigt, zum aufgemalten Lächeln. Doch dieses ist nicht das melancholische, weise-resignierte Lächeln, das Europa dem Clown zuschreibt. Shermans Clowns sind Amerikaner, erinnern an Ronald McDonald oder den „Joker“ von Jack Nicholson. Tückische, kommerzielle Verführer oder Hollywood-Clowns, die Angst und Schrecken verkünden.
Sherman selbst spricht in einem Interview mit Isabell Graw davon, dass die Abneigung gegen Clowns in Amerika besonders ausgeprägt sei, weil „sie hier in Werbung, Kindersendungen und Ähnlichem benutzt werden und immer schrecklicher und beängstigender geworden sind“. Nirgendwo also findet sich Pierrot le fou. Glücklicherweise gibt es einmal dieses selige Lächeln. Es bewahrt die Serie vor dem Absturz in die Eindimensionalität.
(Zit.: Brigitte Werneburg, TAZ Berlin)