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SOFONISBA ANGUISSOLA (um 1535–1625) // „Drei Schwestern beim Schachspiel“ (um 1555)

Öl auf Leinwand // 72x97cm

Die Malerei war im 16. Jahrhundert eine Männerdomäne. Das heißt aber nicht, dass es keine Malerinnen gegeben hat. Sofonisba Anguissola war ohne Zweifel im 16. Jahrhundert die bekannteste Künstlerin in Italien, wenn nicht in Europa.

Die aufgeschlossenen Eltern der Künstlerin ermöglichten in Cremona den sechs Töchtern eine humanistische und selbstbewusste Erziehung, die normalerweise nur dem einzigen Sohn zugestanden hätte. Da es Frauen aber nicht erlaubt war, anatomische Bilder oder welche mit mythologischem Bezug zu malen, konzentrierte Sofonisba sich auf Portraits oder häusliche Szenen. Bereits 1555 hatte sie ihr wohl berühmtestes Familienporträt vorgelegt, das drei ihrer fünf Schwestern beim fröhlich-aufmerksamen Schachspiel zeigt und als erstes Genrebild der italienischen Malerei in die Kunstgeschichte einging.

Sie reiste 1559 auf Empfehlung des Herzogs von Alba, Fernando Toledo, an den Hof Philipps II. nach Madrid. Der König von Spanien und seine Ehefrauen schätzten Anguissola so sehr, dass sie der Malerin eine jährliche Rente gewährten. Damit dürfte Sofonisba Anguissola die erste Hofmalerin der europäischen Renaissance gewesen sein.

Für Mädchen ihres gehobenen Standes äußerst ungewöhnlich, lebten und lernten sie ab 1546 drei Jahre lang im Hause Campis, in Obhut des Künstlers und dessen Frau, und vollendeten bis 1551 ihre insgesamt fünfjährige Ausbildung bei Bernardino Gatti (um 1495–1576). Auf Vermittlung ihres Vaters, der Sofonisbas Karriere verwaltete, stand sie bald in Briefwechsel mit Michelangelo Buonarroti und wurde von Giorgio Vasari lobend in seinen Viten erwähnt. Noch als charmante Neunzigjährige inspirierte sie, obgleich erblindet, durch ihre künstlerische Fachkenntnis den jungen flämischen Maler Anthonis van Dyck (1599–1641), der sie 1624 in Palermo besuchte.

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