
ELISABETTA SIRANI (1638–1665)
„Giuditta con la testa di Oloferne“ // “Judith with the Head of Holophernes” ca.1660
Öl auf Leinwand (236 x 183 cm) // Lakeview Museum of Arts and Sciences, Peoria, Illinois
Elisabetta Sirani wurde in eine Künstlerfamilie geboren und zuerst im Atelier ihres Vaters ausgebildet. Sie eignete sich die Techniken der „Bologneser Malerei“ an und galt zu Lebzeiten, neben ihren männlichen Kollegen – wie Guido Reni – als eine der bekanntesten Malerinnen in Bologna.
Als ihr Vater Giovanni Andrea Sirani 1654 erkrankte, begann Elisabetta die Werkstatt ihrer Familie zu leiten und wurde zur Hauptverdienerin der Familie. Ihr Studio war sehr erfolgreich und Elisabetta Sirani wurde auf aufgrund der progressiven Atmosphäre von Bologna, als Künstlerin akzeptiert und besonders gefeiert.
Das Thema „Judith und Holofernes“ ist bei Künstlerinnen des 17. Jahrhunderts sehr beliebt. Das Gemälde Siranis wurde oft mit Artemisia Gentileschis „Judith und Holofernes“ aus dem Jahr 1620 verglichen, das oft als gewalttätig angesehen wurde. Beide präsentieren Judith als starke Frauenfigur. Während Gentileschi die Magd in völliger Absprache mit Judith darstellt, zeigt Sirani hingegen eine ältliche, wenig aktive Magd, die auf diese Weise die Kraft von Judith betont.
Bei Sirani schaut Judith nicht auf den abgetrennten Kopf von Holofernes. Anstatt entschlossen und in das Geschehnis involviert zu sein, wie es bei Gentileschis Judith den Anschein hat, ist Judith bei Sirani eher eine schöne Frau, die betrachtet. Diese Tatsache und der Vergleich mit Gentileschi beweisen, dass die zugrunde liegende Weiblichkeit der Bilder per se nichts gemeinsam hat, außer der Tatsache, dass beide von Frauen geschaffen wurden. Feministische Kunsthistoriker_innen haben dies als Beispiel dafür herangezogen, wie auch Künstlerinnen für sich stehen und sich in ihren Aussagen voneinander unterscheiden.
Anmerkung:
Mittelalterliche Bibelkommentare sahen in Judith die Jungfrau Maria, das ist die Institution Kirche als solche, – während Holofernes den Teufel darstellte. Folgerichtig gelingt es nach Auslegung konservativer Kirchentheologen Judith nicht, Holofernes dank ihrer eigenen körperlichen Stärke zu töten und zu enthaupten, sondern dank der Stärke, die Gott ihr gibt. („Und das Licht, das von oben herabkommt, ist das göttliche Licht, das ihre Hand führt.“) So wurde Judith zu einem Werkzeug patriachaler Gotteskräfte degradiert.